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Der schwankende Thron
070930 Natsu Dragneel
Die Halle war kaum mehr als ein verlassener Konferenzraum. Kein Banner, keine Siegel, keine Insignien schmückten die Wände. Nur grauer Stahl, mattes Licht und die dicke Schicht Zigarrenrauch, die langsam, beinahe träge unter der Decke hing und jede Silhouette in eine verschwommene Umrandung tauchte. Ein Ort, geschaffen für Schatten – und für jene, die sich darin zu bewegen wussten. Die Türen waren verschlossen, die Fenster verhangen, Wachen diskret abgestellt. Hier, fernab der Augen des Volkes und der neugierigen Spitzel des Geheimdienstes, hatte sich die Offiziersriege versammelt: Admiräle, Generäle, Marshalle, Männer und Frauen, die ihr Leben dem Imperium verschrieben hatten – und doch einander misstrauten.

„Grand Admiral Heartnet hat kein Anrecht auf den Thron“, brach schließlich eine Stimme das Schweigen. Es war Fleet Admiral Varro, dessen wettergegerbtes Gesicht von Zorn und Erschöpfung gleichermaßen gezeichnet war. Er drückte die Zigarre in einem Aschenbecher aus, als wolle er damit ein endgültiges Urteil besiegeln. „Er ist ein Soldat, kein Herrscher. Daraay hat ihn ernannt, ja, aber das war ein Akt der Verzweiflung. Kein Gesetz, keine Tradition gibt Heartnet den Anspruch, das Imperium zu führen.“ Ein zustimmendes Murmeln ging durch die Reihen. High General Stavos, der schon seit Entstehung des Galaktischen Imperiums Teil davon gewesen war, nickte heftig. „Und was, wenn Daraay selbst ein Verräter ist?“ Seine Stimme schwoll an, wurde lauter, härter. „Er verschwindet spurlos, überlässt uns ein Imperium am Rande des Bürgerkriegs. Wer sagt uns, dass er nicht längst mit den Feinden paktiert? Mit diesen Republikanern, diesen Verrätern aus dem Neo-Imperium?“

Einige warfen sich finstere Blicke zu, andere zogen hörbar die Luft durch die Zähne. Ein solches Wort gegen den Imperator wäre noch vor wenigen Monaten undenkbar gewesen – heute aber lag es unausgesprochen in allen Köpfen. Marshal Korrin, breit gebaut und schwer wie ein Fels, schlug die Hand auf den Tisch. „Ich sage euch: Heartnet steckt dahinter. Wer sonst profitiert davon, dass Daraay verschwindet? Wer sonst tritt aus dem Schatten hervor und beansprucht das Zepter? Ein Zufall? Nein. Es war ein Staatsstreich, fein eingefädelt, getarnt als Auftrag des Imperators.“ „Vorsicht, Marshal,“ warnte eine bekannte Stimme, leiser und schneidend. „Solche Anschuldigungen könnten uns alle den Kopf kosten.“

„Den Kopf kosten wird uns nur eines: Tatenlosigkeit.“ Korrins Augen funkelten im Dämmerlicht. „Seht doch, wie das Volk murrt. Wie die Offiziere flüstern. Das Imperium braucht Stärke, eine eiserne Faust – nicht einen Thronräuber, der sich mit Verordnungen und geheimen Befehlen in die Geschicke des Reiches schleicht.“ Es folgte ein Schweigen, schwer und dicht wie der Rauch über ihren Köpfen. Schließlich erhob sich Admiral Varro erneut, seine Stimme nun fast ein Flüstern: „Dann sind wir uns einig. Heartnet muss verschwinden. Ob durch Enthüllung, Intrige oder ein gezieltes Ende – das Imperium darf nicht unter ihm fortbestehen. Er ist der Keim der Unsicherheit. Wir brauchen einen Herrscher, keinen Verwalter.“

Ein leises Klopfen von Fingern auf dem Tisch wurde zum inoffiziellen Signal der Zustimmung. Ein Bund im Schatten, geschlossen aus Angst, Ehrgeiz und der Sehnsucht nach Kontrolle. Draußen zogen die Lichter ihre Bahn, gleichgültig gegenüber den Plänen, die in der Dunkelheit geschmiedet wurden. Doch in diesem Raum wurde das Schicksal des Imperiums verhandelt – und ein Name zum Ziel erklärt: Jake Heartnet.

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