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Fette wilde Jahre...
220429 Don Redhorse
Die Stille der Kabine wurde nur unterbrochen vom gelegentlichen Funkenschlag an der Decke und an den Wänden. Die Lichter waren ausgefallen, durch Auswirkungen von außerhalb des Schiffes ausgelöst. An den Wänden hingen Bildschirme schief herab, baumelnd an einem Kabel. Hier und da waren einige Anzeigeterminals komplett zu Boden gestürzt und zerschellt…zerschellt wie die Vergangenheit, die einst so groß war, so strahlend und so berauschend und niemals endend. Draußen im Gang ertönten Blasterschüsse, dann entsetzte Schreie und die Flucht von mehreren Personen, die darauffolgende Stille wurde von einem seltsamen Rumoren und Brummen unterbrochen. Irgendwas schob sich ächzend und polternd durch den Gang vor der Kabine.
Ein Griff zur Seite und das Display eines kleinen Tablets erhellte ein paar wenige Zentimeter der Umgebung.

„Neue Nachricht erstellen“ ertönte es leise. Das Tablet quittierte den Befehl mit einem Summen. Der Bildschirm veränderte sich, es konnte eine Nachricht formuliert werden.
„Kannst du dich an unsere fetten Wilden Jahre erinnern? An die Zeit die so strahlend und euphorisch vor uns lag? Wir konnten alles schaffen und erreichen. Wir haben auch alles erreicht und viel zusammen verändert.“

Ein gewaltiges metallisches Brechen ging durch das Schiff, begleitet von seltsamen Energiewaffen und anderen Geräuschen. Das Imperium war es jedenfalls nicht das die Hyperraumroute zerfetzt hatte, dass Schiff ins Realkontinuum zurückwarf und schwer beschädigte.

„Ein riesiger Schatten will sich unser Bemächtigen!“
flüsterte es in die Dunkelheit der Kabine, eindringlich und irgendwie ängstlich. Das Tablett nahm den Text auf und fügte ihn ein, obwohl dies nicht gewollt war, viel es nicht weiter auf.

„Ich wollte dich nur Erinnern, dass wir glücklich waren. Wir hatten nichts zu verlieren, wir standen zusammen und hielten zusammen.“

Das Tablet nahm die Worte gewissenhaft auf und fügte sie zum restlichen Text hinzu. Vor der Kabine ertönte wieder dieses seltsame Geräusch, unheimlich, schaudernd, unbekannt, schabte es durch den Gang und suchte nach etwas.

„Ich bin heute Morgen aufgewacht und hab ganz kurz an uns gedacht. An die Zeit, an der uns niemand etwas konnte, an die Zeit, in der alles Gut war. Entschuldige meine Worte, an die geile Zeit, die uns so verheißungsvoll Empfangen hat.“
„Ich konnte mich nie entscheiden zu gehen, hing hier immer fest, an die Vergangenheit gebunden, tief in meinem Herzen, welches mich oft auf die vielen Erinnerungen Aufmerksam macht und ich habe einfach nicht gemerkt, wann der Bruch kam, viele großartige Leute gegangen sind, gestorben oder uns verraten haben … uns … dieses Gefühl, das nicht mehr da ist. Was ist geblieben außer Hass? Hast du ihre Gesichter gesehen? Nein vermutlich nicht, du bist ja auch weg, hast mich im Stich gelassen, wie viele andere…bist jetzt erwachsen und brennst nicht mehr für unsere Sache. Mach dich nicht Lächerlich, man wird nie wirklich erwachsen, man macht sich nur mehr vor...“


Eine tiefe Erschütterung ging durch das Schiff. Ein Bildschirm stürzte von der Wand und verursachte einen Schlag auf den Boden. Das Geräusch vor der Kabine verstummte. Ein leises Brummen näherte sich der Durastahlwand.
„Es ist da…es hat mich erreicht!“

Die Stimme des Verfassers klang nun voller Angst und Schrecken.

„Irgendwann wachen wir auf und uns wird klar, es ist gut wie es ist und es war schön wie es war. Ich kann dir nicht mehr Böse sein, meine Wut verraucht im Angesicht des Todes. Es war die beste Zeit meines Lebens, die geilste Zeit und ich kann dir, euch, nicht mehr Böse sein. Am Ende erkennt man immer seine eigenen Fehler und es tut mir leid, dass ich in meiner Naivität all die Zeichen nicht bemerkt habe.

Leb wohl mein alter treuer Freund!“


Wenige schnelle Handgriffe und die Nachricht wurden abgeschlossen. Ein paar Dateien wurden angefügt, Flugdaten, Sensordaten, viele verschiedene Telemetriedaten die vor der Störung des Hyperraumfluges aufgezeichnet wurde.
Ein hoher, mechanischer Ton erklang. Das Dunkel der Kabine wurde aufgerissen als metallische Arme durch die Wand und die Tür brachen und das Durastahl mit einer lächerlichen Leichtigkeit aufrissen und die Notbeleuchtung des Ganges in die Kabine strahlte. Das Licht war nicht ausreichend genug, um die Gestalt zu erkennen, ein großer runder massiger Körper mit verschiedenen Armen, oder waren es Tentakel? Es war nicht erkennbar. Das rote Auge in der Mitte aber war gut erkennbar, es strahlt in seiner Herrlichkeit die Person auf dem Bett an und drang mit Gewalt, Schnelligkeit und auf den Körper ein. Ein leises „Uff“ war zu hören als die Gliedmaßen in den Körper eindrangen und wenige Sekunden später in seine Bestandteile auflösten.
Das Tablet stürzte zu Boden und rutschte unter das Bett. Das Holomailprogramm versuchte die Nachricht zu senden, aber es gab noch immer keinen Empfang und wiederholte so alle 30 Sekunden den Auftrag, um die Nachricht zu senden.
Ein paar Minuten später brach das Raumschiff auseinander, die Trümmer verteilten sich langsam in der Leere des Raumes.

Das Tablet wurde ins All gesogen, bevor es ausfiel bestätigte es das Senden der Nachricht.